Moin,
im Ur-MSTS ist ein Kilometer offensichtlich nur rund 900 Meter "lang" - wohl ein in OR ausgemerzter Berechnungsfehler.
Kein Berechnungsfehler, sondern eine Frage der verwendeten Kartenprojektion.
Das Problem, vor dem der MSTS (und andere Simulatoren) stehen, ist eine Kugeloberfläche in eine platte Ebene zu "drücken". Natürlich könnte man die Welt im MSTS als Kugel darstellen, allerdings würden dann sämtliche geometrischen Berechnungen sehr rechenintensiv. Wenn man es ganz genau nimmt, müsste man dann auch noch berücksichtigen, dass die Erde keine Kugel, sondern ein Rotationsellipsoid ist, da ihr Durchmesser, bedingt durch die rotationsbedingten Fliehkräfte, am Äquator größer ist als an der Achse durch die Pole.
Um eine Kugeloberfläche mathematisch in eine Ebene zu pressen, gibt es mehrere Möglichkeiten - alle mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen. Je nach Anwendungsfall muss man sich entscheiden, ob man in der Darstellung die Entfernungen, die Winkel oder die Flächen möglichst exakt abbilden möchte.
Die meisten Karten (in Navigationssystemen, Google Maps & Co) verwenden die Mercator-Projektion, eine winkeltreue Projektion, d.h. die Längen- und Breitengrade bilden ein rechtwinkliges Gitter.
Aus welchen Gründen auch immer hat man sich beim MSTS für eine flächentreue Abbildung (Flächeninhalte sind maßstäblich korrekt dargestellt) entschieden. Er verwendet die Goode-Homolosine-Projektion (danke posthum an Norbert Rieger für diesen Tipp), die sich dadurch auszeichnet, dass für jeden Punkt der Erde die Längen- und Breitengrade in einem unterschiedlichen Winkel aufeinander stehen und auch der Maßstab für Entfernungen nicht konstant ist. Je nachdem, wo man sich auf der Erde befindet, ändert sich zudem auch noch das mathematische Berechnungsmodell, da diese Projektion eigentlich aus zwei unterschiedlichen Projektionen (Mollweide und Siunsoidal) zusammengesetzt ist.
Deutschland liegt in einem Bereich, in dem sich die Verzerrungen und Stauchungen in einem noch halbwegs erträglichen Rahmen bewegen. Trotzdem kommt es je nach Himmelsrichtung zu einer mehr oder weniger starken Verkürzung der Strecke zwischen zwei geographischen Koordinaten. Da die Strecken heute hauptsächlich an Hand von Markern aus Google Maps & Co gebaut werden muss man im MSTS mit der Distanzverkürzung leben. Diese Probleme ließen sich umgehen, indem man die Strecke in eine Gegend mit sehr geringer Verzerrung "verschiebt". Dies würde auch einige Probleme beim Streckenbau vermeiden. Auf der anderen Seite stünden die Beschwerden, dass die Strecke ja "völlig falsch" gebaut worden wäre, da sie ja nicht einmal (laut Koordinaten) in Deutschland liegen würde, sondern irgendwo im Atlantik. Tatsächlich wäre die verschobene Strecke ungeachtet ihrer geographischen Position realitätsgetreuer dargestellt.
Die Unterschiede zwischen MSTS und OR legen nahe, dass OR eine andere Projektion (oder vielleicht doch die Kugelform) verwendet. Ich kann dies aber weder bestätigen noch dementieren, da ich mich mit OR noch nicht in der Tiefe beschäftigt habe. Es wäre jedoch naheliegend, da die Goode-Homolosine-Projektion mathematisch herausfordernder und für diesen Anwendungsfall fragwürdig ist. Sollte dies der Fall sein, wären die Fahrzeit- bzw. Distanzunterschiede wohl nur ein Problem von mehreren, wenn man MSTS-Strecken in OR verwendet. Langsam wird OR spannend...
Viele Grüße aus Wedel bei Hamburg
Karsten