Auch die besten Grüße von mir!
Ohne Gedicht und ohne Geschichte gehts aber nicht!
Bitteschön:
Als Einstimmung zunächst das diesjährige Weihnachtsgedicht:
Romantischer Weihnachtsabend draußen
zwischen Feldern und Wäldern
Es sitzt ein Weihnachtsmann im Zug –
upps, das war im vorigen Jahr!
Dies Gedicht ist doch Betrug,
das ist doch wohl jetzt völlig klar!
Wir fangen noch mal ganz neu an.
Also dann!
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Der Weihnachtsmann auf der Lok
hat heut total null Bock
ganz wilde Kühe zu tränken
oder gar Kinder zu beschenken.
Lieber hebt er seinen Rock
und geht dann mal … so … in die Hock
um sich wild zu verrenken.
Und wer soll denn jetzt lenken?
Dem Jungen an dem Gleis
wird total nun sehr heiß
Die Lok, die brummet sehr
fast wie ein alter Bär.
Er denkt: Was für ein Scheiß,
gibt’s heute keinen Preis
bleibt der Geschenksack leer?
Ich wollte doch ans Meer!
Da fällt ein bisschen Schnee
Aufs Gleis und in den See
Vom Himmel hoch herunter.
Ganz weiß, es ist kein bunter.
Bepudert ist ein Reh,
sucht ein Büschel Klee
und ist dabei recht munter
und wartet auf ein Wunder.
Eine Flocke auf der Schiene
verzieht jetzt keine Miene
Und macht sich groß und fett,
fast wie ein Bügelbrett.
Die Lok brummt wie ´ne Biene
Und stolpert drüber wie `ne
Oma bei dieser Glätt‘ –
das ist wirklich nicht sehr nett!
Der Junge denkt: Der Weihnachtsmann wird älter,
die Nacht dafür noch kälter.
Doch der Zug, der quietscht und steht,
weil bei einer Flocke nichts mehr geht
hier am Rand der Wälder
mitten zwischen die Felder.
Doch der Wind, der weht:
es ist noch nicht zu spät!
Ich darf Euch nämlich sagen:
Offen ist der Güterwagen!
Heraus fallen Kekse, Spielzeug, Bier
und nur einer ist jetzt hier:
Unser Junge – er braucht nicht zu klagen
und füllt sich erst einmal den Magen,
nimmt sich Geschenke einhundertvier
und geht nach Hause jetzt zu Dir!
Viel Spaß!
Meine Weihnachtsgeschichte des Jahres 2021
von Heiko Schmidt
/mit romantischer Stimme zu lesen/
Es war genau so wie jedes Jahr…
/romantische Stimme aus!/
- nein, dieses Jahr war eben nicht wie jedes Jahr, es war viel, viel … Ihr wisst schon! Nervig!
Aber: das blenden wir jetzt mal richtig schön aus. Und ich verspreche hoch und heilig, ich werde das böse C-Wort nicht verwenden! Wobei … naja, vielleicht reicht es für einen Seitenhieb…
Neuer Versuch!
/romantische Stimme an/
Es war genau so wie jedes Jahr, der Weihnachtsmann saß schon in der guten Stube, und auf seinem riesigen rechten Oberschenkel hatte der kleine Junge Platz genommen.
Wobei … etwas war doch anders. Vorher. Die Eltern wollten nämlich erst des Weihnachtsmannes Schlumpfpass (nicht gefälscht, bitte!) sehen, damit sie sicher waren, das sein weißer Rauschebart völlig entlaust und er selbst immun war gegen die stürmischen Umarmungs-bezeugungen kleiner blondgelockter Jungs.
Geschenke gab’s auch schon! So besonders schöne Gutscheine für die Eltern für Übernachtungen mit intensiver Betreuung, die man ange-schlaucht möglichst nicht genießen wollte, und ein kleines E-Bike mit 40 Ka-Em-Ha Spitze bergauf und bei Gegenwind für den Jungen. Passt schon. Wobei … er doch ein bisschen seine kleine Enttäuschung verbergen musste, hielt der Akku doch gerade mal über eine müde Entfernung von 250 Kilometern bei Volllast durch. Schwach!
Daher war der Junge ein ganz kleines bisschen schmallippig, als er feststellte:
„Es ist so viel Zeit vergangen – Du kommst bloß einmal im Jahr!“
„Das ist in meinem Alter so – b…b…bei Weihnachtsmännern so!“
„Ach so lang ist es her seit dem letzten Mal – die blöde Zeit vergeht gar nicht!“
„Na, bei mir um so schneller!“
„Wie das?“
„Ganz einfach: Für Dich ist ein Jahr ein Achtel Deines Lebens – für mich nicht mal ein Zweihundertstel!“
„Hmmm … also ist für Dich ein Jahr so wie für mich … ungefähr 12 Tage??“ (Rechnen kann er ja!)
„Genauso ist das!“
„Aber dafür hast Du im Gesicht vier Falten mehr als im Vorjahr!“ (Was für ein optisches Gedächtnis!)
„Echt?“
„Ja – Du siehst echt echt alt aus – aber trotzdem glücklich.“
„Siehst Du, genau so habe ich das auch gewollt. Weißt Du – als ich noch ein ganz, ganz junger Weihnachtsbursche war und dann als Austauschschüler dem Osterhasen beim Eierbemalen geholfen habe, wurde gerade ein Werbekatalog der Firma Schrumpelhaut für eine Mehr-Falten-Creme vom Grinch in den Briefkasten geschmissen.
Und die hatten den Werbespruch: Wenn ich alt bin, will ich nicht jung aussehen, sondern glücklich! Na ja, und das habe ich ja wohl geschafft!“
„Toll! Aber trotzdem hat die Zeit bei Dir ihre Spuren hinterlassen.“
„Natürlich – ich bin ja auch schneller kaputt als früher. Und müde. Und langsamer. Weißt Du, das klingt jetzt ein bisschen brutal, aber es stimmt:
Die Zeit ist das Feuer, in dem wir verbrennen.“
„Wow, das klingt toll! Zeit ist so wichtig – und flüchtig – wie Rauch! Den kann man auch nicht mit bloßen Händen fangen!“
„Genau! Also nutze jede Stunde!“
„Na, jetzt habe ich doch noch ein paar Stunden übrig. – Hmm – gibt es denn keine Zeitbank? Da könnte ich doch eine Stunde anlegen und hole sie mir zurück, wenn ich sie brauche!“
„Pah, Junge – bei den heutigen Minuszinsen? Da bekommst Du doch bloß 45 Minuten zurück!“
„Ooooch nö – das ist aber ungerecht!“
„Tja, ist aber so! Der Sänger Joachim Witt meint dazu:
Sing, sing dieses Lied, sowie Du erwachst aus unruhigem Schlaf! Und frag Dich warum, warum Du noch denkst, die Welt sei gerecht und für Dich gemacht?“
„Also morgens nach dem Aufwachen möchte ich nicht singen! Meine Eltern kriegen mittags schon `ne Krise, wenn ich mal trällere. Und trotzdem – ungerecht ist ungerecht! Das muss jedes Gericht anerkennen!“
„Aber, mein Lieber, recht haben und Recht bekommen sind zweierlei Schuhe. Die passen eben nicht immer zusammen.
Ich erzähl Dir mal von einem Gerichtsprozess in diesem Jahr:
Da ist eine Frau in eine Wohnung gezogen, wo vorher eine andere Frau drin gelebt hat; die war dann gestorben.
Und in dieser Wohnung funktionierte eine Steckdose nicht. Da holte die neue Mieterin einen Elektriker, und zwar den mit dem Spruch Kommt Zeit, kommt Draht. Und der Elektromann war auf Draht und fand den Grund für die kaputte Steckdose.“
„Welchen? Sag’s, Weihnachtsmann, sag’s!“
„Ganz einfach – die Steckdose war abgeklemmt, und dahinter gab es einen Hohlraum. Ein Loch also, extra gebaut.
Und dort…“
„Und dort? Und dort?“
„Und dort waren sage und schreibe 80 000 Euro versteckt – von der alten Frau, die zuvor gestorben war.“
„Wow! Sooo viel Geld! Das sind ja …“ *grübel* *rechne* *Finger zu Hilfe nehm* „40 000 Euro für jeden! Da kann man sich echt was leisten! Zum Beispiel … 5 Jahre Eis essen jedenTag sovielmanwill bismanplatzt!!!“
„Stopp, mein Junge, so lief das aber nicht. Die beiden waren nämlich ehrlich, haben die Erben der Frau ausfindig gemacht und haben ihnen das Geld gegeben, wollten nur einen Finderlohn. Die Erben aber, diese xxxzensiertesSchimpfwortxxx zahlten gar nichts! Da kam die Sache dann vor Gericht.“
Der Junge ganz atemlos: „Und???“
„Tja – einen Finderlohn zu geben ist Vorschrift – klipp und klar. Aber: nur, wenn etwas wirklich verloren – verloren! – und dann gefunden wurde. War etwas aber extra versteckt – gibt’s nichts!“
„Boah, wie ungerecht! Der Ehrliche ist der Dumme, sagt mein Papi immer. Und wegen dem Gericht: Schade um die Zeit!“
„Ja, so ist das nun mal. Es kommt im Leben schon vor, dass man auch mal eine unfaire Niederlage verkraften muss! Das tut echt weh!“
„Hmm. Aber meine Mami sagt: Zeit heilt alle Wunden.“
„Meistens ist das so. Manchmal muss man warten, lange warten. Denn – Gutes braucht seine Zeit.“
„Guddi. Aberaberaber – mein Papi hat in diesem Jahr noch etwas anderes festgestellt!“
„Was denn?“
„Na: In den schlechtesten Zeiten gibt es die meistesten Gesetze! Oje – dann hatten wir aber ganz schlechte Zeiten!“
„Ja, Du hast recht. Aber schau mal – Dein Onkel, der römische Schwabe mit dem Vornamen Gebenix lebt ja auch nach einem schlechten Motto.“
„Stimmt! Dieser Knickstiebel! Vom dem krieg ich nicht mal die Uhrzeit umsonst! Nur eines ist komisch: Wenn Papi nicht da ist, hilft er Mami beim Saubermachen im Schlafzimmer und gibt ihr – also er gibt ihr! – dann 10 Euro! Sie sieht dann immer sehr glücklich aus und sagte mir mal: Das war nötig, das Loch musste wieder mal gründlich geputzt werden! – Ich verstehe das nicht so richtig!“
„Also ich auch nicht… Kennst Du denn das Motto Deines Onkels Gebenix?“
„Nö.“
„Es lautet: Spare jederzeit, dann hast Du immer Not!“
„Na so ein Kragen! Ständig jammert er auf Latein O tempora, o mores! Ich frag ihn, was das heißt, und da erklärt er: Welch lausige Zeiten, welch miese Sitten! – Und dann schaut er mich an und fragt, ob ich schon wieder Hunger habe – ich fress ihm nochmal die Haare vom Kopf. Eklig – dabei sind die noch nicht mal gewaschen!“
„Ach ja …“*schüttel* *auf das Chronometer schau* „Du, es wird langsam Zeit, meinst Du nicht auch?“
„Ach komm, bitte bittebitte, nur eine Frage noch, ja?“
„Gut – weil Weihnachten ist!“
„Du bringst schon so viele Jahre die Geschenke. War das immer gleich?“
„Ach, wo denkst Du denn hin? Die Zeiten ändern sich, und wir uns mit ihnen! – Also: Vor 120 oder 150 Jahren brachte ich den Kindern nur Äpfel, Nüsse und solche Sachen und durfte dafür die frechen Jungs verhauen. Ich hatte damals eine gute Handschrift!“
„Wie jetzt? Wenn Du verhaut hast, musstest Du echt gleichzeitig
schönschreiben?“
„Ähhm … so ungefähr. Später hatte ich dann Dienst im Sozialismus – das hat Spaß gemacht!“
„Wieso?“
„Na, kennst Du den Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialis-mus?“
„Nö!“
„Ganz einfach: Kapitalismus ist ungleich verteilter Reichtum.“
„Das ist aber ungerecht!!“
„Und Sozialismus ist gleich verteilte Armut.“
„Na, das ist viel gerechter! Das gefällt mir!“
„Siehst Du, mir auch. Und deswegen waren die Menschen immer sehr dankbar, wenn ich kam. Und der Westkaffee hat auch richtig lecker geschmeckt!“
„Äks, Kaffee ist blöd. Kakao ist viel besser und süßer! – Und heute?“
Der Weihnachtsmann schaute still nach unten und murmelte:
„Heute bin ich nur ein vollbärtiger übergewichtiger Paketbote und überbringe jede Menge Technikkram, der Zeit stielt.“
„Zeit stehlen – das geht doch gar nicht!“
„Dooooch! Hast Du noch nie was von Tagedieben gehört?“
„Äh … nö, was machen die?
„Na, das sind Tage-Diebe. Die stehlen zum Beispiel den Mittwoch. Da kommt auf den Dienstag gleich der Donnerstag!“
„Jetzt flunkerst Du aber!“
„Ich flunkere nicht! Überleg mal – in drei von vier Jahren klauen die Brüder den 29. Februar, und immer – immer! – den 30. dazu!“
„Stimmt … es gibt wohl wirklich nichts, was es nicht gibt.“
„Was gibt es denn bei Dir? – Du hast mich gefragt, wie es früher war. Jetzt frage ich Dich, wie es später sein wird. Wenn viel Zeit vergangen ist? Wenn Du so 80 bist?“
„Hmmm…“ – der Junge überlegte kurz – und sprach:
„Also wenn ich 80 bin und mir übers Internet in New York eine Pizza bestelle, wird die mit ´ner Rakete rübergeschossen und landet nach fünf Minuten direkt auf dem Teller am Fensterbrett.
Alle Menschen sind glücklich, geht auch nicht anders, weil man dann mit dem Handy oder wie die Dinger dann heißen von allen die Gedanken lesen kann.
Und … und … und wenn ich mich mal abkühlen will, laufe ich fix zur nächsten Oase.
Aber eines wird sich gar nichts ändern!“
„Was denn?“
„Die blöden Leute werden natürlich meckern, dass früher, also heute, alles viel viel besser war und vor allen Dingen billiger!
Ich hör sie schon: Als ich jung war, kostete ein Brötchen 60 Cent und die Miete bloß 700 €uro.
Immer das Genöle! Dass sie dann eine Rente von 12 000 €uronen haben – das vergessen sie!“
„Ist ja gut, ist ja gut, ist ja gut! – Du, meine Rentiere scharren jetzt ungeduldig mit ihren Hufen im Schlamm. Es wird Zeit!“
„Fliegst Du wenigstens elektrisch?“
„Nein, aber ich habe einen umweltfreundlichen Flechtenmotor eingebaut. Das erlaubt mir der § 175 Absatz 6.“
„Na dann – gute Reise. Nimm Dir Zeit und nicht das Leben. Wir sehen uns im nächsten Jahr! Ich freu mich drauf!“
„Ich auch. War schön. Tschüss!“
Euch allen eine schöne Weihnachtszeit! Bitte denkt daran, was wirklich wichtig ist im Leben – und bleibt gesund!
Herzliche Umarmung Euer Brabaks
PS: Wer von Euch noch viel Zeit hat, darf mal zählen, wie oft dieses Wort in dieser Geschichte vorkommt!